Throwback Thursday: Martin Miklik – Ein Unikum der Saale-Bulls-Historie

Halle. Kontingentspieler sind das Salz in der Kadersuppe. Durch ihre exponierte Stellung in einer Mannschaft sollen sie den Unterschied ausmachen, zu den absoluten Leistungsträgern eines Teams zählen. In der knapp zwanzigjährigen Vereinsgeschichte standen bislang 43 Importakteure – von A wie Abercrombie bis Z wie Zatopek – in einem Pflichtspiel für die Saale Bulls auf dem Eis. Viele dieser offiziell „Transferkartenpflichtige Spieler“ genannten Aktiven blieben nur eine, maximal zwei Jahren in Halle, nur wenige brannten sich dauerhaft ins kollektive Vereinsgedächtnis. Einer von ihnen, wenn nicht sogar DER ausländische Akteur der Bulls-Historie, war Martin Miklik, die legendäre Nummer 22 vergangener Tage. Was zeichnete den gebürtigen Slowaken aus? Weshalb erinnert man sich heute noch an ihn? Weshalb hängt sein Trikot unter dem Dach vom Sparkassen-Eisdom?

Da wäre zum einen seine Vereinstreue. Von 2005 bis 2013 streifte sich der im slowakischen Nitra geborene Miklik das Trikot mit dem Bulls-Logo über. In acht Spielzeiten und 317 Einsätzen stellte er zudem eine Vielzahl individueller Vereinsrekorde auf, die aller Voraussicht nach bis in die Ewigkeit Bestand haben werden. Allerdings waren es andere Zeiten, andere Gegner und zum Teil auch andere Ligen, in denen Miklik für die Händelstädter dem Puck nachjagte. Und trotzdem wird er aller Voraussicht nach ein Unikum der Bulls-Historie bleiben. Seine an den Tag gelegte Mischung aus Sport und Lebensstil stünde heutzutage vermutlich einer erfolgreichen und langen Profikarriere im Weg. Und doch war es wohl genau dieser Mix aus Leistung und Fan-Nähe, die seinen Status als Vereinslegende zementierten und ihn auch heute noch zu einem gern gesehenen Gast machen.

Zur Saison 2005/06, der zweiten der Vereinsgeschichte, schloss sich der Rechtsschütze nach zuvor drei Spielzeiten beim Oberligisten Ravensburg den Saale Bulls an, die seinerzeit in der viertklassigen Regionalliga Ost ihre sportliche Heimat hatten. Schon bei den fünf Testspielen vor heimischem Publikum bewies Miklik seine Qualitäten und zeigte auf, wofür man ihn verpflichtet hatte: Tore, Tore, nochmals Tore! In der Pre-Season zeichnete er sich 13-mal als Torschütze aus, in den ersten sechs Hauptrunden-Partien steuerte er 19 (!) Treffer bei. Darunter beim 7:2-Erfolg gegen Hamburg einen Fünferpack inklusive ersten lupenreinem Hattrick der Vereinsgeschichte, in der folgenden Partie gegen die ECC Preussen Berlin steuerte er ein halbes Dutzend Treffer bei – bis heute ein einmaliges Ereignis. Auch bei der Anzahl erzielter Doppel-, Dreier-, Vierer- und Fünferpacks ist Miklik führend. In 77 Spielen, und somit bei nahezu jedem vierten Einsatz, netzte er mindestens doppelt ein – selbstredend auch das ein Vereinsrekord.

Miklik ließ Tore und Punkte sprechen, war nie ein Freund großer Worte. Legendär sein imperatives „Marc, keine Fragen!“ gegenüber Hallensprecher Marc Beyer. Und doch fand zwischen beiden auch abseits der Eisfläche eine regelmäßige Kommunikation statt, war Beyer doch für Miklik ein unterstützender Ansprechpartner bei allen Fragen rund um die Einbürgerung des Slowaken. Im Dezember 2009, in seinem vierten Jahr in Halle, war es so weit, Aus dem Slowaken Martin Miklik wurde ein scherzhaft „Helmut“ Miklik genannter Deutsche – standesgemäß mit der Übergabe von „Begrüßungsgeld“ auf dem Eis in Form eines „100-Mark-Motiv“-Handtuches, gesponsert vom Saale-Bulls-Kampfgericht.

Und auch mit deutschem Pass machte Miklik genauso weiter wie bisher, sorgte für jede Menge Tore und Vorlagen. In schöner Regelmäßigkeit wurde der Vertrag mit ihm verlängert, in schöner Regelmäßigkeit stellte Miklik neue Rekorde auf bzw. egalisierte bestehende. Im August 2011 dann der Schock: Beim ersten Training der Saison 2011/12 zog sich der Angreifer einen Achillessehnenanriss zu, die Verletzung sollte ihn die komplette Spielzeit außer Gefecht setzen. Doch Miklik kämpfte sich zurück, startete 40-jährig in die folgende Saison 2012/13 und steuerte in 39 Pflichtspielen noch einmal 38 Punkte (18 Tore) bei. Seinen letzten Treffer im Bulls-Trikot erzielte Miklik im Februar 2013. Beim überraschenden Punktgewinn bei den Löwen Frankfurt sorgte er für die Führung – es war gleichzeitig sein 300. Tor für die Saale Bulls.

Neben den bereits erwähnten Rekorden ein weiterer Bestwert der Bulls-Historie, genau wie die Anzahl seiner erzielten Powerplay-, Führungs- und Siegtreffer. Auch wenn es – wie erwähnt – andere Zeiten waren, prägte Miklik mit seiner ihn typischen Art und Weise die Anfangszeiten der Saale Bulls. Er legte mit seinen Toren den sportlichen Grundstein für die erfolgreiche Zukunft des MEC und hat sich auch aufgrund dessen einen ganz besonderen Platz in den halleschen Eishockey-Geschichtsbüchern verdient. (Jy)

Teile den Beitrag mit deinen Freunden
To top