Halle. Nottingham, 5. Mai 2023: Mit einem Sieg im entscheidenden Spiel der Division-IA-Weltmeisterschaft gegen Italien könnte das Team aus Großbritannien den direkten Wiederaufstieg realisieren und wieder zu den besten Mannschaften der Welt gehören. Das von Peter Russell, der kurz zuvor auf Club-Ebene die Ravensburg Towerstars zur DEL2-Meisterschaft führte, trainierte Team ging in der sechsten Spielminute durch Brett Perlini in Führung, die im Anschluss von den Italienern egalisiert wurde. Auch auf die beiden folgenden Tore des UK-Teams fanden die Südeuropäer stets die passende Antwort – bis zur 36. Minute. Perlini, Center der Paradereihe der Briten, netzte mit seinem zweiten Treffer der Partie zum 4:3 ein, beim schlussendlichen 5:3-Erfolg seiner Farben gleichbedeutend mit dem Game-Winning-Goal. Mit diesem Tor schoss der Angreifer die Mannschaft mit dem Union Jack zurück in die Weltspitze. Entsprechend groß war der Jubel auf der Insel, genauso wie die Freude. Jubel und Freunde auch knapp drei Wochen später im rund 1.250 Kilometer von Nottingham entfernten Halle: Der britische Nationalspieler Brett Perlini hat seine Unterschrift unter den ihm angebotenen Vertrag gesetzt und wird sich 2023/24 das Trikot der Saale Bulls überstreifen – ein wortwörtliches Brett für die Oberliga Nord!
Geboren im kanadischen Sault Ste. Marie, wuchs Perlini in einer eishockeyaffinen Familie auf. Neben Vater Fred („Er ist der Grund dafür, dass ich zum Eishockey kam und die Nummer 11 trage. Er war für mich und meinen Bruder stets ein Vorbild, dem wir folgen konnten.“) und Bruder Brendan, der bislang 262-mal in der NHL auflief, jagten auch Kevin und Scott Conway dem Puck hinterher, auch der Onkel und Cousin schafften es bis in die englische Nationalmannschaft. Ausgebildet im Nachwuchsbereich im englischen Guildford ging es 2004 zunächst zurück nach Nordamerika, nach Stationen in Nachwuchs- und Juniorenligen folgten vier Jahre für die Michigan State University in der NCAA. Bei 123 Einsätzen in der College-Liga legte der Center für die Michigan State Spartans 40 Treffer auf und war 36-mal als Torschütze erfolgreich (siebenmal im Powerplay, einmal in Unterzahl, sechsmal zum Sieg). In dieser Zeit nahm Perlini auch an dem als „The Big Chill at the Big House“ bekannten Ourdoorgame mit dem für lange Zeit größtem bestätigten Publikum mit offiziell 104.173 Besuchern teil. Es folgten fünf Spielzeiten in der ECHL, in denen der 2010 vom NHL-Club Anaheim Ducks gedraftete Perlini in 298 Partien 79 Tore (19 in Über-, zwei in Unterzahl, elfmal zum Sieg, 19-mal zur Führung) erzielte und 81 Beihilfen gab. Auch zwei Einsätze in der AHL, dem Unterbau der NHL, finden sich in der Vita des Angreifers.
Im Sommer 2017 ging es für den gebürtigen Kanadier mit britischem Pass zurück nach Europa, genauer gesagt für drei Spielzeiten zu den Nottingham Panthers. „Ich bin in Guildford, südlich von London als kleiner Eishockeyspieler aufgewachsen und kannte daher das Land. Als ich jedoch zurückkam, um hier als Profi zu spielen, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Das Niveau des Eishockeys hat mich definitiv überrascht und wir konkurrierten sofort mit einigen der besten Teams Europas“, blickt der großgewachsene Angreifer auf die Teilnahme an der Champions Hockey League zurück, in der er für die Panther bei acht Spielen sechs Punkte (ein Tore) beisteuern konnte. „Ich denke, die Liga in Großbritannien ist definitiv eine der am meisten unterschätzten Ligen in Europa.“
In seiner Premierensaison in UK debütierte Perlini für die britische Nationalmannschaft – und dies mehr als erfolgreich. „Es war großartig, Großbritannien bei der Weltmeisterschaft zu vertreten. In meinem ersten Jahr mit der Mannschaft waren wir die am schlechtesten gesetzten Spieler, gewannen schließlich die Goldmedaille und stiegen allen Widrigkeiten zum Trotz in die Gruppe A auf“, so der Stürmer rückblickend auf seine erste Teilnahme (von bis heute insgesamt fünf) an einer Weltmeisterschaft. Seinerzeit gelang Perlini nicht nur der Aufstieg, sondern er wurde auch in All-Star-Team gewählt und als MVP des Turniers ausgezeichnet. „Er ist ein echter Profi. Er spielt in beide Richtungen, hat einen guten Schuss und kann in allen Situationen eingesetzt werden“, so Englands Nationaltrainer Peter Russell über den ersten britischen Spieler der Saale-Bulls-Vereinsgeschichte. „Aber vor allem ist er ein noch besserer Mensch.“ Eine Einschätzung, die sich mit jener von Mathieu Tousignant deckt, der in der Saison 2019/20 – wenn auch nur für wenige Partien – zusammen mit Perlini in Nottingham auf dem Eis stand. „Er ist wirklich professionell. Er liebt das Spiel, spielt mit viel Herz und ist abseits des Eises ein toller Kerl.“
Auf Vereinsebene begann Perlini im Sommer 2020 auch außerhalb Großbritanniens Erfahrungen auf dem europäischen Festland zu sammeln. Einer Station in Italien in der Alps Hockey League für den HC Pustertal (31 Spiele, 38 Punkte, 13 Tore) folgte – nach einem kurzen Abstecher zurück auf die Insel nach Nottingham und dem Gewinn der englischen Meisterschaft – ein Jahr in Norwegen, wo er mit 23 Treffern (35 Zähler) nicht nur zum Top-Torjäger der Ringerike Panthers, sondern auch zum torgefährlichsten Importspieler der gesamten Liga avancierte. Die abgelaufene Spielzeit stand Perlini für den dänischen Erstligisten Herning Blue Fox auf dem Eis (51 Spiele, 42 Punkte, 18 Tore), und feierte neben der Vizemeisterschaft auch den Gewinn des Dänischen Pokalwettbewerbs, ehe er zur Weltmeisterschaft aufbrach. Im Team von der Insel agierte er in einer Reihe mit Mike Hammond, der Perlinis beide Tore im Entscheidungsspiel vorbereitete. Jener Hammond, der 2021/22 als erster Brite in der Oberliga Nord auflief und im Trikot der Hannover Scorpions mit 90 Punkten (30 Toren) zum zweitbesten Scorer der gesamten Liga wurde.
Auch wenn sich Quervergleiche verbieten, so kann die Verpflichtung Perlinis durch das Team um Kaderplaner Kai Schmitz trotzdem zweifelsohne als Transfer-Coup gewertet werden. Ein Transfer, der sicherlich nicht nur lokal und national für Aufsehen sorgen, sondern die Saale Bulls auch international in die Schlagzeilen bringen wird. „Wir sind froh, dass er sich für uns entschieden hat. Er ist flexibel einsetzbar und hat gerade auch bei der WM für Großbritannien nochmal seine Klasse unter Beweis gestellt“, so Bulls-Head Coach Marius Riedel über den Neuzugang. „Mit seinen Fähigkeiten, das Spiel zu lesen und Räume zu besetzen, wird er uns hoffentlich viel Freude bereiten.“
Der MEC Halle 04 heißt Brett Perlini recht herzlich in Halle willkommen und wünscht ihm eine erfolgreiche und verletzungsfreie Spielzeit 2023/24 im Trikot der Saale Bulls. (Jy)