Die Saale Bulls und der DEB-Pokal: Vier Pokalpartien, 43 Spieler, ein Sieg

Halle. Ein Abstecher zum Fußball: Der DFB-Pokal, seit 1935 (und bis 1943 unter dem Namen „Tschammer-Pokal“) ausgetragene Pokalwettbewerb, gilt als zweitwichtigster Titel im nationalen Vereinsfußball und diente als Vorbild, auch im deutschen Vereinseishockey einen ligenübergreifenden Wettbewerb zu etablieren. Erste Versuche in den 1960er, 80er und 90er-Jahren scheiterten. Der von 2002/03 bis 2008/09 ausgetragene Deutsche Eishockeypokal, durchgeführt durch die DEL und des ESBG (mit dem DEB), wurde 2009 aufgrund des engen Terminplanes der Proficlubs eingestellt.

Daraufhin wurde 2009/10 der DEB-Pokal aus der Taufe gehoben, an dem nur noch Teams aus der 2. Bundesliga, der Oberliga, den Pokalsiegern aus der Regionalliga und die deutsche U20-Nationalmannschaft, die unter Wettkampfbedingungen Spielpraxis sammeln sollte, teilnahmen. Per Losverfahren wurden die entsprechenden Ansetzungen ermittelt, wobei ein unterklassiger Club immer Heimrecht besaß. Bei gleicher Ligenzugehörigkeit galt der zuerst gezogene Verein als Gastgeber. Die DEB-U20-Auswahl trat immer auswärts an. Auch diesem Wettbewerb war keine lange Beständigkeit vergönnt. Nach nur vier Austragungen endete am Ende der Saison 2012/13 der bis heute letzte Versuch, einen ligenübergreifend ausgespielten Pokal in Deutschland einzuführen. An insgesamt drei dieser vier Pokaljahre nahmen auch die Saale Bulls teil, auf deren Abschneiden und Historie wir im sechsten Teil des #throwbackthursday zurückblicken wollen.

Für das erste DEB-Pokalspiel der Vereinsgeschichte wurde den zu diesem Zeitpunkt in der Oberliga Ost agierenden Bulls der damalige Zweitligist Hannover Indians zugelost. Das Interesse an dieser Partie der 1. Pokalrunde in Halle war groß, die Erfolgsaussichten hingegen klein. Vor 2.968 Besuchern in der alten EissportHalle am Gimritzer Damm sahen sich am 11. September 2010 die Hausherren mit deren 16 Feldspielern, darunter einem Importspieler (Tomas Burian), gleich 20 Akteuren inklusive fünf Kontingentspielern gegenüber. Wenig überraschend musste man sich am Ende den Gästen aus der niedersächsischen Landeshauptstadt mit 0:3 (0:1, 0:2, 0:0) geschlagen geben. Aufseiten der Indians avancierte Andrew McPherson mit einem Treffer und zwei Toren zum Mann des Abends. Thomas Fox (in Überzahl) und Jan Hemmes waren für die ersten beiden Treffer des Zweitligisten verantwortlich und Thomas Ower konnte sich über einen Shutout freuen.

Die Auslosung zur 1. Pokalrunde 2011/12 bescherte dem Ost-Oberligisten Halle ein Auswärtsspiel an der Ostsee. Gegen den Nord-Oberligisten Rostock Piranhas setzten sich die Saale Bulls am 18. September 2011 an der Schillingallee, auch dank vier Treffer binnen vier Minuten im Mitteldrittel deutlich mit 9:1 (2:0, 5:1, 2:0) durch und lösten somit das Ticket für die zweite Runde. Für diese war die Losfee den Bulls allerdings nicht wohlgesonnen: anstatt eines Heimspiels gegen einen Zweitligisten oder eventuell das U20-DEB-Team hieß es wieder „Taschen packen und ab in den Bus.“ Im Anschluss an eine rund 500 Kilometer lange Anreise trat man am 16. November 2011 beim EC Peiting aus der Oberliga Süd an. Jeweils einem Gegentor pro Drittel konnte man nur einen eigenen Treffer durch Jan Besser zum zwischenzeitlichen 1:2-Anschluss entgegensetzen, sodass man sich mit einer 1:3 (0:1, 1:1, 0:1)-Auswärtsniederlage aus dem Pokal verabschiedete.

In der folgenden Spielzeit begrüßte man in der 1. Pokalrunde mit den Starbulls Rosenheim aus der 2. Bundesliga den Pokalsieger von 2011 auf halleschem Eis und konnte die Partie bis zur Mitte des Schlussabschnittes offenhalten. Die Führung des Zweitligisten in der elften Minute im Powerplay egalisierte Christoph Koziol nur 45 Sekunden später und setzte die Partie wieder auf Anfang. Erst in der 42. Minute gingen die Starbulls in Überzahl erneut in Führung, bauten ihren Vorsprung zehn Minuten später auf 3:1 aus. Zwar gelang den Bulls durch Koziols zweiten Treffer des Abends 44 Sekunden später noch der Anschluss, doch Rosenheims Kapitän Stephan Gottwald setzte mit dem 4:2 seiner Farben den Schlusspunkt unter die Partie (Foto) und beendete erneut frühzeitig die DEB-Pokal-Reise der Saale Bulls. Eine Reise, die auch für alle anderen teilnehmenden Clubs nach der Saison 2012/13 ihr Ende fand, es sollte die bis heute letzte ausgetragene Pokalrunde bleiben.

In Summe 43 verschiedene Spieler liefen in den insgesamt vier Partien der Saale Bulls im DEB-Pokal auf. Lediglich Benjamin Thiede, Eric Wunderlich und Alexander Zille standen bei allen Duellen im MEC-Kader. Letztgenannter ist mit zwei Toren und zwei Vorlagen Bulls-Top-Scorer im DEB-Pokal. Auch Matthias Schubert konnte sich mit einem Treffer und drei Beihilfen vier Zähler gutschreiben lassen. Mit jeweils zwei Toren waren Alexander Zille, Kilian Glück und Christoph Koziol die treffsichersten Schützen aufseiten der Bulls. Top-Vorbereiter mit drei Beihilfen waren Matthias Schubert und Nicolas Turnwald. Und auch wenn sich die DEB-Bilanz mit einem Sieg und drei Niederlagen zuungunsten der Bulls ausging, so wies das Torverhältnis von 12:11 Treffern am Ende eine positive Bilanz aus. (Jy)

Fotos: Stefan Röhrig

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