Wahnsinn hat einen Namen– Saale Bulls!
Die Partie im Detail:
Die ersten zwanzig Minuten gegen die Rostock Piranhas waren ein Auf und Ab – viel Einsatz, wenig Struktur, ein kurzer Schockmoment, eine direkte Antwort. Unterm Strich stand ein 1:1, das den Spielverlauf ziemlich klar widerspiegelte.
Die Bulls starteten wach und suchten früh den Abschluss. Brett Schaefer setzte gleich den ersten Warnschuss, Domogalla legte nach – doch Rostocks Goalie S. Albrecht war von Beginn an auf Betriebstemperatur. Auf der anderen Seite musste auch Nils Kapteinat direkt eingreifen.
Für beide Teams konnte man konstatieren: Man brachte viel Energie auf`s, aber die Laufwege stimmten oft nicht. Es wirkte, als müssten beide erst ihren Rhythmus finden. Hinzu kamen unnötige Strafzeiten: Erst erwischte es Kapteinat wegen Beinstellens (Wilenius saß ab), kurz darauf Drothen wegen Stockschlags. Rostock brachte jedoch auch in Überzahl kaum gefährliche Struktur ins Spiel und Kapteinat entschärfte die wenigen guten Abschlüsse sicher. Dieses bedingungslose und diszplinierte Penaltykilling war in dieser Partie eine echte Stärke der Gastgeber und letztlich Grundstein für den Sieg am Ende.
Dennoch zunächst der Rückschlag in der 12. Spielminute: Im Umschaltmoment verlor Halle die Scheibe leichtfertig, Rostock konterte über K. Steinmann, der frei durch kam und Kapteinat überwand – ein harter Gegentreffer nach einem eigentlich soliden Wechsel. Doch die Bulls hatten die richtige Antwort parat – nur 90 Sekunden später setzte sich die Reihe Schaefer-Merl-Zernikel im Drittel der Gäste fest. Merl legte an die blauen Linie ab, Zernikel zog trocken durch und Albrecht musste den Puck aus dem Netz holen. Ein wichtiger Befreiungsschlag.
In der Schlussphase des Drittels erarbeitete sich Halle immer wieder gute Momente, aber es fehlte die Treffsicherheit. Schaefer hatte die größte Möglichkeit, traf den Puck aber nicht sauber. Domogalla kam nach einem Abpraller nicht mehr richtig an die Scheibe, Zernikel prüfte Albrecht erneut von der Blauen.
Defensiv blieb es wackelig: Einige unnötige Scheibenverluste im eigenen Drittel sorgten für brenzlige Situationen, die Kapteinat mehrfach bereinigen musste.
Am Ende des Drittels konnte man sagen: Halle war im Spiel, aber noch nicht da, wo man sein wolltew. Gute Ansätze waren zu sehen, doch zu viele Fehlpässe, verlorene Zweikämpfe und unnötige Scheibenverluste bremsten den eigenen Spielfluss. Rostock war wach, nutzte Fehler der Bulls schnell und spielte geradlinig und effektiv.
Das zweite Drittel kippte die Partie komplett. Was im ersten Abschnitt noch ausgeglichen aussah, rutschte den Bulls nun aus den Händen – noch mehr individuelle Fehler, zu wenig Tempo, zu wenig klare Aktionen. Rostock nutzte das eiskalt und setzte sich mit zwei Toren ab. Halle hing plötzlich hinterher, kämpfte, kam aber nicht stabil genug zurück ins Spiel.
Die Bulls kamen nach der ersten Pause engagiert aufs Eis zurück, wollten Druck machen, setzten Rostock anfangs im Drittel fest – doch dann reichte eine unkontrollierte Szene hinter dem eigenen Tor und schon stand es 1:2: Nix spielt quer, Burns legt auf für Öhrval, der ins nahezu leere Tor trifft – ein Geschenk von Halle, das die Piranhas dankbar annahmen.
Die folgenden Minuten waren sinnbildlich für den Spielverlauf: Halle wollte, aber agierte ungenau, verlor viele Zweikämpfe und es fehlte an Stabilität im eigenen Drittel.
In der 26. Spielminute dann die Szene, die das Stadion endlich weckte: Christmann erkämpfte sich stark den Puck hinter dem Rostocker Tor → passt zu Palka → der hämmert die Scheibe ins Netz – erneuter Ausgleich! Doch die kurze Euphorie hielt nicht lange an, Rostock agierte eiskalt und die Bulls befanden sich plötzlich im Rückwärtsgang.
Im nächsten Powerplay für Halle passierte das Gegenteil von dem, was man erwarten würde:
Rostock lief einen Konter in Unterzahl, Öhrvall setzte sich durch, legte quer und Burns vollendete zum 2:3 – ein Nackenschlag für die Gastgeber. Und ein Muster, das sich durch das ganze Drittel zog: Die Gäste nutzten nahezu jeden Fehler der Bulls gnadenlos aus.
In der Folge wirkte Halle auch defensiv nervös. Kapteinat musste mehrfach retten, verlor einmal den Puck beim Rebound, wurde aber rechtzeitig unterstützt. Alles wirkte schwer, anstrengend, unruhig. Folgerichtig ließ der nächste Nackenschlag nicht lange auf sich warten, den kurz vor Drittelende erhöhte Strombergmit seinem verdeckten Schuss die Rostocker Führung auf 2:4.
Ein weiteres Powerplay kurz vor der zweiten Pause ließen die Saale Bulls ungenutzt, der Puck wollte einfach nicht über die Linie. Während Halle immer nervöser wurde, spielten die Piranhas schnörkellos und konsequent – und genau das reichte in dieser Phase, um die Bulls vor große Probleme zu stellen.
Was für ein Comeback. Nach einem schwachen zweiten Drittel und einem 2:4-Rückstand starteten die Saale Bulls eine furiose Aufholjagd, drehten die Partie mit vier Treffern im Schlussabschnitt und rissen die Stierkampfarena endgültig aus den Sitzen. Dieses Drittel war ein Statement – spielerisch, kämpferisch, mental.
Noch in Überzahl startete Halle ins letzte Drittel und es sah zunächst so aus, als würde der Abend weiter kompliziert bleiben. Rostock hatte sogar die Chance auf einen erneuten Shorthander. Doch dann kippte die Partie plötzlich: Die Körpersprache der Bulls wurde härter, präsenter, zielgerichteter. Jeder Wechsel brachte Energie, jeder Zweikampf wurde angenommen. Rostock geriet zunehmend Druck – und dieses Mal zahlte sich die harte Arbeit für die Gastgeber aus.
Nach mehreren starken Aktionen erlöste die Reihe Stas–Schaefer–Drothen in der 46. Minute die hallenser Fans: Stas von der Bande → Schaefer in den Slot → Drothen vollendet – Spielstand 3:4, die Hoffnung war zurück, was auch lautstark von den Rängen zu hören war. Der Funke sprang vom Eis über, die Halle tobte.
Was danach folgte, war im wahrsten Sinne des Wortes ein spielerisches Überrollen. Dank eines Doppelschlags drehten die Saale Bulls das Spiel: Nach dem Anschlusstreffer setzten sich die Bulls im Rostocker Drittel dauerhaft fest. Palka sorgte hinter dem Rostocker Tor für Chaos, fand Åkerman und der zog mit voller Entschlossenheit ab – umjubelter Ausgleich in der 52. Spielminute! Nur eine Minute später klingelte es erneut im gegnerischen Tor: Domogalla traf auf Vorlage von Biezais und Neher zur ersten Führung für Halle in dieser verrückten Partie.
Vier Minuten vor Schluss legte Halle in Überzahl noch einmal nach und setzte die Gäste endgültig schachmatt: Domogalla behauptete den Puck gegen seinen Gegner, Palka lauerte und verwandelte eiskalt zum 6:4 –das Spiel war gekippt und zugunsten der Saale Bulls endgültig entschieden.
Zwar wurde die Schlussphase noch einmal wild (eine Auseinandersetzung zwischen Drothen und Burns, doppelte Strafen auf beiden Seiten), doch Halle ließ nichts mehr anbrennen. Rostock setzte noch alles auf eine Karte, nahm nach einer Auszeit den Goalie vom Eis, kam aber nicht mehr gefährlich durch. Die Bulls verteidigten hellwach, arbeiteten kompromisslos und befreiten sich immer wieder. Die Uhr lief runter, die Halle tobte!
In diesem letzten Drittel zeigten die Saale Bulls ihr bestes Gesicht: druckvoll, konsequent, zielstrebig und emotional, da blieben keine Wünsche offen.
Fazit: Vier Tore in zwölf Minuten +++ Ein Comeback, das man nicht jeden Abend sieht +++ Ein 6:4-Sieg, der pure Moral bewies +++ Die Fans belohnt für ihre unaufhörliche Unterstützung +++ Die Mannschaft belohnt für ihre Arbeit +++ Und Rostock bekam zu spüren, wie laut Halle sein kann, wenn das Feuer erstmal entfacht ist. (FE)
♦ Träger des goldenen Helms: #19 Elvijs Biezais
Torschützen:
0:1 Kilian Steinmann – 12.
1:1 Kai Zernikel – 13.
1:2 Jesper Öhrvall – 22.
2:2 Robin Palka – 26.
2:3 Michael Burns – 29. (SH1)
2:4 Louis Stromberg – 39.
3:4 Robin Drothen – 46.
4:4 Jesper Åkerman – 52.
5:4 Adam Domogalla – 53.
6:4 Robin Palka – 56. (PP1)
Tore: 6:4 (1:1/1:3/4:0)
Mit: HWGmbH