mz-web.de: Start in die Playoffs – Warum der Optimismus bei den Saale Bulls groß ist

Von Fabian Wölfling

Halle (Saale) – Rasierapparate stehen bei vielen Spielern der Saale Bulls gerade in der Ecke. Was etwa die bereits fortgeschrittene Gesichtsbehaarung von Tyler Mosienko zeigt. „Wir Eishockey-Spieler sind alle ein bisschen abergläubisch“, erklärt der kanadische Angreifer. „Wenn du gewinnst, bleibst du bei deiner Routine. Ich lasse den Bart wachsen.“ Wenn es nach den Bulls-Fans geht, gern bis zu einem ausgewachsenen Rauschebart. Würde das doch bedeuten, dass die Bulls in den Playoffs weit gekommen sind.

Am Freitag startet der hallesche Eishockey-Oberligist, Vierter im Norden, mit der ersten Achtelfinal-Partie gegen die Memmingen Indians, Fünfter im Süden, in die entscheidende Phase der Saison. Vordergründig geht es dabei erst einmal um die Erfüllung des Saisonzieles. Das lautet: Viertelfinale. Zugleich wollen die Bulls aber auch das enttäuschende Ende der vergangenen Saison vergessen machen.

„Seit dem Trainerwechsel geht die Formkurve klar nach oben“

Da war Sachsen-Anhalts einziges Profi-Eishockeyteam als Zweiter der regulären Saison mit hohen Erwartungen in die K.o.-Phase gegangen, schied aber gleich in der ersten Runde gegen die Eisbären Regensburg aus. Vor allem, weil die Bulls das erste Spiel verpennten, den Heimvorteil sofort aus der Hand gaben.

Einer, der dabei war, ist Verteidiger und Vize-Kapitän Jan-Niklas Pietsch. „Es ist eine neue Saison, ein neuer Anlauf. Wir spielen anders als vergangenes Jahr, ich denke nicht an eine Niederlage“, versucht er, auch schon mit stattlichem Bart ausgestattet, Gedanken an das Vorjahr wegzuwischen.

Dann aber doch noch ein Quervergleich: „Regensburg war zum perfekten Zeitpunkt super drauf, wir sind es in diesem Jahr. Seit dem Trainerwechsel geht die Formkurve klar nach oben.“

Warum Trainer Ryan Foster auf einen Playoff-Bart verzichtet

Tatsächlich ist in der Vorbereitung auf das erste Duell mit den bayrischen Indianern viel Optimismus im Eisdom zu spüren. Was vor allem mit dem glatt rasierten Trainer zusammenhängt. „Ich bin überhaupt nicht abergläubisch“, widerlegt Ryan Foster Spieler Mosienko. Er setzt lieber auf eine gewissenhafte Vorbereitung und seinen Spielstil.

Aggressiver, schneller treten die Bulls unter Fosters Regie auf. Das hat sich in der Schlussphase der regulären Saison bereits ausgezahlt. Gerade die beiden Begegnungen mit Dreifach-Meister Tilburg (4:2, 3:4) haben Mut gemacht. „Wir haben mit denen mitgespielt“, sagt Mosienko. „Das gibt viel Selbstvertrauen.“

Es ist keine gewagte Prognose, dass eine vergleichbar starke Leistung wie gegen den niederländischen Seriensieger gegen Memmingen zum Weiterkommen reichen sollte. Allerdings ist das letzte Hauptrundenspiel gegen Braunlage inzwischen zwei Wochen her. „Ich habe aber keine Angst, dass wir unseren Rhythmus verloren haben“, sagt Foster. „Die Pause hat uns gut getan.“

Fehlt den Saale Bulls vor Spiel eins der Rhythmus?

So standen die zuletzt verletzten Jannik Striepeke und Henning Schroth in dieser Woche wieder auf dem Eis. „Wir gehen unser System noch mal durch, das Forechecking, auch unser Powerplay“, sagt Foster über die Vorbereitung. Er setzt dabei auf hohe Intensität in kurzen Einheiten. Schließlich sind die Playoffs auch eine Kraftfrage.

Die Devise ist aber klar: Fokus auf die eigenen Stärken. Zwar bereiten sich die Bulls am Donnerstag mit einem ausgiebigen Videostudium auf den Gegner vor. Anschauungsmaterial ist das 4:0 von Memmingen am vorletzten Süd-Spieltag gegen Selb. „Entscheidend ist aber, wie wir spielen. Wir müssen unser Tempo auf das Eis bekommen“, sagt der Coach.

Und das schon am Freitag. Auch wenn Foster mit dem frühen Scheitern im vergangenen Jahr nichts zu tun hatte, weiß er doch um die Bedeutung von Spiel eins. „Das ist die wichtigste Partie der Serie. Memmingen wird hart rauskommen. Aber wir müssen den Heimvorteil ausnutzen.“ Damit die Rasierer dieses Mal länger ungenutzt bleiben.  (mz, 14.03.2019)

 

 

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