mz-web.de: „Heiß auf das Eis“ – Mit Herbert Hohenberger verpflichten Saale Bulls den Wunschtrainer

Von Fabian Wölfling

Halle (Saale) – Der Tatendrang ist ohnehin aus jedem Wort herauszuhören. Sogar über das Telefon. Einen expliziten Beweis für die immense Vorfreude bräuchte es also gar nicht. Herbert Hohenberger liefert ihn aber doch. Mitten im Gespräch fällt der prägnante Satz. „Ich bin heiß auf das Eis“, übermittelt der 50-Jährige am Montagmittag aus Hamburg, wo seine Freundin wohnt.

Herbert Hohenberger ist neuer Trainer der Saale Bulls

Zu diesem Zeitpunkt ist der Österreicher seit wenigen Stunden offiziell Trainer der Saale Bulls. Der hallesche Eishockey-Oberligist hatte das seit Wochen offene Geheimnis zum Fakt gemacht, Hohenbergers Verpflichtung bekanntgegeben. Eine Wunschlösung, so heißt es vom Verein. Schon vor zweieinhalb Jahren wollten die Bulls den Coach, der sich als Spieler Legendenstatus erarbeitet hat, nach Halle locken. Im zweiten Anlauf hat es nun geklappt.

Herbert Hohenberger war sechs Mal Meister

Von 1985 bis 2010 bestritt Herbert Hohenberger mehr als 1.200 Spiele für Teams in Österreich, Kanada und Deutschland, dazu über 150 Länderspiele für Österreich.
Mit dem EC Villacher SV holte er fünf Mal die Meisterschaft in Österreich. 1995 gewann er mit den Kölner Haien zudem den Titel in der DEL.
2017 trainierte er in der Oberliga ein Jahr die Hamburg Crocodiles, ging dann nach Herne. (mz)

Was auch mit einer Erkrankung zu tun hat. Denn Herbert Hohenberger hat die wohl schwerste Phase seines Lebens hinter sich. Im vergangenen Herbst, er war nach einem Trainerengagement in Hamburg gerade dabei, den Herner EV auf die Oberliga-Saison vorzubereiten, wurde bei ihm Prostata-Krebs diagnostiziert. „Ich wusste erst gar nicht, wie ich reagieren soll. Das ist ja nicht wie bei einer Grippe, wo du weißt, dass du in drei Wochen wieder gesund bist“, blickt Hohenberger zurück.

Herbert Hohenberger bereit für den halleschen Eishockey-Oberligisten

Er entschied sich, so mit der Erkrankung umzugehen, wie er auch am Montag im Gespräch rüberkommt. Offen, geradeheraus. Er machte den Krebs öffentlich – und hatte Glück. „Der Tumor hat nicht gestreut, ich bin um eine Chemotherapie rumgekommen“, sagt er. Nach einer erfolgreichen Operation musste er sich trotzdem erst mühsam zurückkämpfen. „Ich konnte mich über Monate kaum bewegen. Das war sehr hart“, sagt Hohenberger. „Jetzt bin ich aber frohen Mutes, dass ich es überstanden habe.“ Die Erkrankung. Und auch die Zwangspause, die seinen enormen Tatendrang erklärt. „Ich konnte mich das letzte Jahr ja nicht beweisen.“

Obwohl das nicht ganz stimmt. Immerhin hat er in Herne ein Team zusammengestellt, dass kurz davor ist, ins Finale der Oberliga-Playoffs einzuziehen. Weshalb der EV den Vertrag mit Ex-Bulle Danny Albrecht, der kurzfristig das Traineramt von Hohenberger übernahm, verlängert hat. Wunschkandidat Hohenberger war somit für die Bulls frei. „Der Kontakt ist nie abgerissen. Mitte Januar, als ich wieder fit war, hat Halle dann gefragt, ob ich mir den Trainerjob vorstellen könnte.“ Er konnte. „Halle ist eine Top-Adresse in der Oberliga, die Rahmenbedingungen hier sind außergewöhnlich.“

Im nächsten Jahr wollen Saale Bulls mindestens das Halbfinale erreichen

Die Ziele sind aber auch entsprechend hoch. Im nächsten Jahr wollen die Bulls mindestens das Halbfinale erreichen. Mit Hohenberger als Lenker an der Bande. Oder, wie der Neu-Trainer seine Rolle versteht: Als Zirkusdirektor. „Das sind wir Trainer“, sagt er. „Wir müssen organisieren, die Spieler bei Laune halten, aufpassen, dass sich niemand verletzt.“ Und die Hauptdarsteller für die Eis-Manege casten.

Seit Monaten arbeitet Hohenberger bereits im Hintergrund an dem Kader für die kommende Saison, hat auch die Kooperation mit DEL-Klub Wolfsburg organisiert. Weshalb das Team schon jetzt nahezu komplett ist. „Wir werden erfahrener, größer, körperlicher“, charakterisiert Hohenberger die neue Mannschaft.

Die soll so das Eishockey spielen, wie es sich der ehemalige Top-Verteidiger vorstellt. Schnell, körperbetont. „Wir werden uns wehren“, verspricht Hohenberger. „Die Gegner sollen sagen: ,Uh, wir müssen nach Halle, das wird nicht einfach.’“

Eine Vorstellung, und auch das ist herauszuhören, die Hohenberger außerordentlich gut gefällt. (mz, 16.04.2019)

 

 

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