mz-web.de: Fehlstart in der Oberliga – Höchste Zeit für Änderungen bei den Saale Bulls

Von Fabian Wölfling

Halle (Saale) – Es war Zeit für ein paar klare Worte. Das, was Daniel Mischner gerade gesehen hatte, konnte nicht unkommentiert bleiben. Also marschierte der Präsident der Saale Bulls nach dem 2:4 gegen die Black Dragons Erfurt am Sonntag im Eisdom in die Kabine. Mit Wut im Bauch. „Ich habe eine Ansage gemacht“, sagt der Präsident am Tag nach der nächsten schweren Enttäuschung in der noch jungen Oberliga-Saison. Die Reaktion der Spieler auf die Manöverkritik des Vereinsbosses: „Totenstille“.

Die Stimmung bei den Bulls ist nahe dem Tiefpunkt. Nach sieben Spielen steht das Team nur auf dem zehnten Platz, konnte erst einen überzeugenden Sieg einfahren. Viel zu wenig für die hohen Ansprüche in Halle. „Wir liegen weit hinter den Erwartungen zurück“, bekräftigt Mischner.

Nur Platz zehn für die Saale Bulls in der Eishockey-Oberliga

Erst recht nach dem schwachen Auftritt gegen Erfurt am Sonntag. Harmlos im Angriff, zweikampfschwach in der Defensive, dazu ohne den erkrankten Goalie Henning Schroth auch mit Problemen im Tor. Ersatzmann Justin Schrörs zeigte sich gegen Erfurt weiterhin außer Form. Das Spiel, eine einzige Enttäuschung.

Die Pleite fügt sich so nahtlos ein in eine ganze Reihe von ernüchternden Leistungen. Schon gegen Hamburg und in Braunlage hatten die Bulls fest einkalkulierte Punkte liegen gelassen. Gegen Gegner also, die ein Playoff-Anwärter eigentlich beherrschen muss. „Die haben zwar alle im Sommer aufgerüstet“, sagt Mischner. „Aber diese Mannschaften zu besiegen, ist immer noch unser Anspruch.“ Dem wird das Team aber nicht gerecht.

Trainer Dave Rich nimmt seine Stars in die Pflicht

Was Fragen nach der Qualität des Kaders aufwirft. Gerade in der Offensive, ganz konkret beim Torabschluss, fehlt die bei den Bulls ganz offensichtlich. „Wir haben keinen Spieler im Kader, der für mehr als 30 Tore gut ist“, bestätigt Coach Dave Rich ein grundsätzliches Problem. Dazu haben sich „zwei, drei Spieler gegen Erfurt eine Auszeit genommen“, ist Rich sauer. Besonders dramatisch für den Coach: „Es sind die Spieler, die ein Spiel in unsere Richtung kippen müssen.“

Also die Profis, die als Unterschiedsspieler verpflichtet worden sind. Denen zugetraut wurde, zumindest in die Nähe von 30 Toren zu kommen. Namentlich sind das die Kontingentspieler Nathan Robinson und Tyler Moskieno, sowie der als Torjäger aus Selb geholte Herbert Geisberger. Sie alle sollen eigentlich, können derzeit aber nicht den Unterschied machen. Zusammengenommen hat das Trio erst fünf Tore erzielt. Viel zu wenig. „Die Jungs wissen, dass wir mehr erwarten. Das haben wir ihnen auch klar mitgeteilt“, sagt Rich. „Sie müssen aufwachen.“

Ob die Offensive aber allein durch klare Ansagen in die Spur kommt, bleibt fraglich. Mosienko und Robinson sind keine Torjäger, Geisberger scheint außerhalb seiner langjährigen Heimat Selb nicht zu funktionieren. Dazu sind alle drei Flügelspieler, es fehlt an starken Mittelstürmern.

Saale Bulls: Adam Poldruhak muss gehen

Deshalb wird bei den Bulls inzwischen laut über Veränderungen im Kader nachgedacht. „Personell aufzustocken ist eine Option, aber auch personell zu tauschen“, sagt Mischner. Den Ersten hat es schon getroffen: Der Vertrag von Verteidiger Adam Poldruhak wurde nach vier Spielen Probezeit nicht verlängert. Keine Hilfe, das Urteil.

Weitere, größere Änderungen sind denkbar. Gehen auch die kommenden Spiele in Herne und das Derby gegen Leipzig verloren, sind sie fast schon zwingend. Das Geld für neue Spieler sei da, betont Mischner. Aber die Suche nach Alternativen gestaltet sich schwierig. „Geld hilft nichts, wenn keine Spieler frei sind“, sagt Coach Dave Rich.

Die Schwächen im Kader, sie lassen sich jetzt nur noch schwer korrigieren. Die missglückte Kaderplanung im Sommer, dazu das Pech mit der Erkrankung von Raphael Joly, sie verfolgen die Bulls. „Jetzt kannst du nur noch kaschieren, nichts mehr kompensieren“, umschreibt Mischner das Problem. Trübe Aussichten. (mz, 09.10.2018)

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